Grenzen spüren und wahren
Gesunder Selbstkontakt bedeutet auch, meine eigenen Grenzen wahrzunehmen.
Grenzen sind keine Mauern, sondern Linien, die mir helfen, mich selbst zu schützen und zugleich in Beziehung klar zu bleiben.
Sie machen Begegnung möglich, ohne dass ich mich verliere.
Wo ich mich spüre, erkenne ich auch meine Grenze.
Sie ist nicht gegen dich, sondern für mich.
Ein gesundes Nein ist ein Ja zum Beziehen.
karolinewibmer.com
Übung: Meine Grenze spüren
Stell dich in einen Raum und breite deine Arme seitlich aus.
Gehe langsam ein paar Schritte zurück, bis du einen Punkt spürst, an dem es „genug“ ist.
Atme bewusst und benenne still: „Hier ist meine Grenze.“
Wenn möglich, übe das auch im Kontakt – sage sanft „Stopp“ oder „Das reicht für mich.“
Ein gesundes Nein ist kein Bruch mit dem anderen – es ist ein Ja zu mir selbst.
Es schützt meine innere Balance und macht Begegnung klarer, ehrlicher und lebendiger.
Alleine für mich selbst zu sorgen, scheint oft einfach. Doch im Beziehungsraum – sei es in der Familie, mit Freunden oder Partner*innen – wird das Nein zu einer größeren Herausforderung. Gerade die eigenen Kinder berühren oft unmittelbar jene Punkte, die mein System in Alarmbereitschaft versetzen.
Das gesunde Nein fragt:
Kann ich in meiner Mitte bleiben, auch wenn meine Antwort Wellen schlägt?
Kann ich Grenzen wahren, auch wenn ihre Konsequenzen unbequem sind – für den anderen und für mich selbst?
Lauschen auf den Körper
Mein Körper ist mein innerer Kompass.
Wann zieht er sich zusammen? Wann signalisiert er: Genug?
Dieses Lauschen schenkt mir Klarheit.
Klarheit als Gefäß
Klarheit ist wie ein Glas, das dem Wasser Form gibt.
Sie schafft Halt und ermöglicht Beziehung, ohne zu überfluten oder zu verschwimmen.
Die Kreise der Intimität
Ein gesundes Nein achtet die eigenen Kreise – vom Inneren nach außen.
Es ist die Kunst, Nähe bewusst zu gestalten, ohne sich selbst zu verlieren.
Gefahr des falschen Friedens
Wenn ich aus Angst vor Konflikt zustimme, obwohl mein Inneres „Nein“ sagt, entsteht nur scheinbarer Frieden. Doch Energie lügt nicht: Unterdrückter Ärger bleibt zurück. Er verschließt Türen im Miteinander und macht Beziehung kühl und distanziert.
Die Essenz
Ein gesundes Nein bedeutet, für mich einzustehen – ohne starr zu sein.
Es bedeutet, dem anderen zuzuhören, ohne ihm recht geben zu müssen.
Es ist Präzision in Liebe – und genau darin liegt Klarheit.